Sonntagsspecial: Laufradgrößen

Prolog Eigentlich waren ja alle ziemlich zufrieden. Die Welt drehte sich um Leichtbau, man kaufte sich Carbonrahmen, -Kurbeln, -Laufräder und irgendwo in Amerika gab es ein paar Spinner die meinten mit Trekkingbikes schneller zu sein. Allen voran Gary Fisher, der 'Erfinder' des Mountainbikens und Schutzherr des Twentyniner-Trends.
Doch dann hielten die großen Räder plötzlich Einzug im Worldcup und es wurde das große Jahr für den Trend ausgerufen. In Europa blickte man Anfang 2011 noch skeptisch, aber als Jaroslav Kulhavy auf seinem 29er-Specialized Fully(!) der Konkurrenz in Dalby Forrest davonfuhr, waren auch hierzulande die Kritiker mundtot
Die fehlende Differenz
Die Vor- und Nachteile von größeren Laufrädern wurden seitdem oft genug von Fachzeitschriften widergekäut. Nur so viel sei gesagt: 29" rollt leichter aber beschleunigt langsamer, 26" ist steifer aber traktionsärmer. Auch im Internet entwickelt sich die Frage nach dem richtigen Durchmesser mehr und mehr zu einem weiteren Glaubenskrieg innerhalb der Bikergemeinde.
Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Fullys und Scheibenbremsen eine Glaubensfrage, aber noch nie war der Unterschied derart marginal. Ging es vorher noch um wahre Differenzen, so hat man mit kleineren Laufrädern keine wirklichen Nachteile. Es geht diesmal viel mehr um persönliche Präferenzen und zugegeben eventuell um ein paar hundertstel Vorsprung für, je nach Kurs, eine der beiden Varianten.
Um dies etwas besser zu veranschaulichen, folgendes Beispiel. Fährt man einen verblockten technisch anspruchsvollen Trail hinab, so kann man Spaß daran haben, sich langsam und geschickt mit dem Hardtail oder aber mit Speed und viel Airtime auf dem Fully hinunterzuwagen. Welches von beidem einen besser unterhält, kann jeder für sich entscheiden, es kann einem auch beides Spaß bereiten, von Relevanz ist, dass es einen deutlichen Unterschied gibt.
Bei den Laufrädern sieht nun das Szenario anders aus, fährt man den ersten Abschnitt mit vielen Wurzeln mit den großen leichtfüßiger, so kann man schon gleich danach auf den engen Kurven mit den kleinen mehr Spaß haben, in Wirklichkeit geht's aber mit beiden und macht auch auf keinem merklich weniger Spaß.
Das Problem Das wäre aber noch gar kein großes Problem, man könnte den Menschen einfach wie schon immer gehabt sagen, dass sie sich ihr Rad einfach nach dem Kriterium aussuchen sollen, ob es ihnen passt. Das Problem ist, dass sich die Biker an der Glaubensfrage aufhängen, als gäbe es tatsächlich einen so gewaltigen Unterschied, dass man sich nach Einsatzzweck entscheiden müsste.
Nur endet diese Einstellung nicht nach dem Kauf, sondern es wird munter weiter philosophiert. Da braucht man plötzlich für Trails, welche man vorher fuhr oder zu wenig Mut hatte, ein 29er um es fahren zu können. Da glauben plötzlich einige wirklich, ihre miese Technik mit einem Paar größerer Laufräder austarieren zu können.
"Nein das kann ich nicht fahren, das geht nur mit den kleinen Laufrädern", sagt dann einer mitten am Trail. Man fragt sich dann schon ob der Herr auch zehn Paar Ski zu Hause stehen hat und im Tiefschnee auf Freerideski, auf der roten Piste auf die langen Abfahrtslatten und auf der schwarzen und wenn's eng wird auf Slalomski wechselt.
Nun sind wir Biker ja, was auch sehr begrüßenswert ist, ein sehr kommunikatives Volk. Gerne setzt man sich auf der Hütte oder nach der Tour auf ein Bier zusammen, ein jedes Rennen wird zum Volksfest und auch im Internet sind wir gerne unter uns.
Warum man allerdings immer alle Menschen, welche sich gerne ein Rad kaufen wollen, vollkommen ungefragt mit technischen Details zudecken und mit eben der Frage nach der Laufradgröße verunsichern muss ist mir ein Rätsel. Eines wissen wir doch alle, das Bike muss passen, der/die FahrerIn muss sich wohl und sicher fühlen, das kann man aber nicht in Zahlen messen und wenn, dann sicher nicht in 26, 27.5 und 29.
Wahre Kriterien Ein weiterer Punkt den ich anschneiden will, ist die ja durchaus stark variierende Körpergröße. So ist es wohl kaum verwunderlich, dass, wenn das Rad nach Gefühl gewählt wird, ich mit einer Größe von 190cm eher zu einem 29-Zöller greife.
Auch variiert, oft aber nicht zwangsläufig mit der Größe, die Muskelmasse. Ein trägeres Gefühl der 29er spürt also nicht unbedingt jeder, auch hier kommt es eben auf das Gefühl an.

Selten werden sich Radfahrer finden, welche wirklich immer auf Terrain fahren, dass sich für einen Typen besonders eignet. Solche werden allerdings die Vorteile erkennen und für sich nutzen können. Die Patentregel gibt es nicht, ein Radrennfahrer wird sich auf seinem Bike schnell fühlen wollen, ein Tourenfahrer schmerzfrei und Bergabfahrer sicher, welches Rad einem das perfekte Gefühl bietet muss man selbst entscheiden.
Wir Radfahrer sind ein nettes Volk, unterstützt andere doch einfach bei der Wahl des passendsten Bikes, nicht dessen welches euren Idealen entspricht.
P.S.:Eure Meinung zählt, was sagt ihr zum Thema oder zu meiner Meinung, kommentiert einfach den Artikel!

1 Kommentar:

  1. Besser hätte ich es auch nicht schreiben können! 177cm groß, 26 Zoll.
    MfG
    Markus

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